Noch in der Probezeit hat Michael Krauß seine Ausbildung zum Elektriker geschmissen. Denn ihm wurde die Liebe zum Wein in die Wiege gelegt. Zum großelterlichen Betrieb gehörten zwei kleine Weinberge, aber auch Weinstöcke auf der Terrasse: Schon als Kind hat er hier experimentiert. Mal Rosinen, mal Saftgemacht. „Ich fand es immer spannend, was man aus Trauben alles machen kann“, sagt der heute 23-Jährige. Deshalb hat er sich von seinem Konfirmationsgeld auch keinen Fernseher gekauft, wie die Kumpels, sondern einen kleinen Weinfilter.
Filter satt Fernseher - Auf der Spur des Weinmysteriums
Es sind junge Winzer wie Michael Krauß aus Abtswind, die das Fränkische Weinland interessant machen. Für die der Wein ein Abenteuer ist und die etwas schaffen, das Spaß macht.
Es kam, wie es kommen musste: Ausbildung zum Winzer, mit 19 eine Betriebsnummer, mit 22 der erste Bauantrag. „Ich bin mega risikobereit, das ist mein Vorteil. Ich stürze mich kopfüber rein, in alles. Mein Motto ist: Einfach mal machen und gucken, was daraus wird.“
Daraus geworden ist der Winzerhof Krauß in Abtswind, spritzig und innovativ. Und klar, natürlich ist ein junger Winzer auf Social Media unterwegs. Dort lässt Krauß hinter die Kulissen blicken, etwa zum ersten eckigen Holzfass Frankens, aber auch zu den Arbeitsschritten im Keller, den modernen Verfahren im Weinberg, oder „ich zeige einfach mal was Witziges.“
Selbst an den Weinbergen hat er QR-Codes angebracht. Allerdings: „Mit dem ganzen Social Media“ ist nicht automatisch Weinverkauft, sagt er: „Ich verkaufe am liebsten ab Hof, wo es den Bezug zwischen Winzer und Wein gibt. Es ist doch wichtig zu wissen, wo der Wein herkommt und warum der Winzer dieses oder jenes macht.“ Michael Krauß liegt es deshalb am Herzen, Weinwissen bei Events oder in der Vinothek zu vermitteln: „Das ist für mich das Schönste am direkten Kontakt mit den Weinliebhabern: die Faszination in den Gesichtern, wenn ich ein weiteres Weinmysterium lösen konnte.“
Krauß erklärt zum Beispiel, wie der Geschmack in seinen Bacchus gekommen ist: Genau dann, „als die Frucht von hellgelb auf dunkelgelb ging“, habe er gelesen, und zwar nachts. „Die Trauben waren kalt und wir konnten sie relativ lange auf der Maischelassen. Jetzt haben wir ein Aroma, das einen aus dem Glas anspringt.“ Er erklärt weiter, wie er bei seiner Rotling-Auslese die roten und weiße Beeren einzeln ausgelesen und gemeinsam verarbeitet hat. Begeistert ist er auch von seinem Silvaner-Riesling-Duett, einer Assemblage aus zwei Jungfernernten. „Ich bin ein bisschen der spannenden Welt der Cuvées verfallen. Weil‘s eben einfach Spaß macht.“