Wenn Gutsleiter Georg Hünnerkopf daran denkt, wird er ganz ehrfürchtig: Auf der Hallburg wurde vielleicht schon seit 2.500 Jahren Wein kultiviert. Ein gutes Argument, beziehungsweise einen schlagkräftigen Beweis dafür hat erst kürzlich ein Archäologe erbracht. Er hat unterhalb des Schlossbergs (und damit auch unterhalb einer möglichen keltischen Fliehburg) den eisernen Teil einer keltischen Axt gefunden. „Dieses Gerät wird Waffe genannt“, erklärt Hünnerkopf, „man kann auch Haue sagen.“ Die Waffe diente der Selbstverteidigung. Sie wurde aber auch für die Arbeit im Weinberg verwendet. Wir sagen ja heute noch: „Mir gänn mit där Waffn nain Wengert.“
Bio-Wein mit keltischen Wurzeln
Das Bio-Weingut Schloss Hallburg hat Tradition: Die Alleinlage hoch über der Mainschleife schützte in der Vergangenheit vor der Reblaus und bringt bis heute besondere, ganz eigene Weine hervor.
Urkundlich erwähnt wurde der Hallburger Weinberg freilich erst rund 1.700 Jahre später, nämlich 1248. „In einer Urkunde ist von ,Haleberger Weinen‘ die Rede.“ Und die habe es sogar während der Reblauszeit ununterbrochen gegeben, denn der „Hallburger Schlossberg“ war in dieser großen Weinbaukrise ununterbrochen bestockt. „Wir haben ein gutes Mikroklima und eine Mauer um die Weinberge. Diese Clos – also das Abgetrennte – hat die Reben wohl geschützt. “Schon damals gehörte die Hallburg zum Besitz der Grafen von Schönborn, die das Gut 1806 erworben hatten. Seither geht es hoch über der Mainschleife um Tradition und Nachhaltigkeit im besten, generationsübergreifenden Sinn. „Das ist auch mir wichtig“, sagt Hünnerkopf.
Georg Hünnerkopf ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig: „Wir überlegen immer, was sinnvoll ist zu tun. Damit die, die nach uns kommen, kein schlechteres Bett bereitet kriegen, als wir es hatten.“ Er ist seit gut 40 Jahren Gutsverwalter im Bio-Weingut Schloss Hallburg und seit nahe zu 50 Jahren im Hause Schönborn beschäftigt.
Nachhaltig ist für ihn zum Beispiel, nur Abkömmlinge aus eigenen Reben zu verwenden, wenn ein Weinberg neu angelegt werden muss. „Dadurch machen wir unsere ganz eigene Genetik spürbar. Dadurch wird die Charakteristik des Weins aufrechterhalten.“ Nachhaltig ist für Hünnerkopf auch, die Weinberge nicht zu bewässern. „In den 1960er-Jahren hat man sich doch auch mit nur 30 oder 40 Hektolitern Wein pro Hektar begnügt. So viel, beziehungsweise so wenig, schafft ein Weinstock immer. Auch ohne zusätzliches Wasser.“ Hünnerkopf ist auch gegen die Versiegelung: „Die geteerten Wege halten höchstens eine Generation. Und dann? Da halte ich lieber meine Wiesen- und Schotterwege in Ordnung.“ Das sind also die zeitlichen Dimensionen, in denen auf der Hallburg gedacht wird.
Dies alles führt dazu, dass der Wein der Lage „Hallburger Schlossberg“ „kräutrig-gemüsige und vegetabile Noten“ habe, „die es in Franken nicht in vielen Weinbergen gibt.“ Doch damit nicht genug: Der Hallburger Wein soll auch bekömmlich sein. „Die Bekömmlichkeit, das ist meine größte Prämisse. Derjenige, der den Wein trinkt, dem soll ein Lächeln übers Gesicht gehen. Und das Lächeln soll auch wiederkommen, wenn er tags darauf an unseren Wein zurückdenkt.“