Anlässlich des 100. Geburtstags von Wolfgang Lenz (1925 – 2014), einer der prägendsten Künstlerpersönlichkeiten der Würzburger Nachkriegsmoderne, präsentieren das Museum im Kulturspeicher (MiK), das Martin von Wagner Museum (MvWM) der Universität Würzburg und die Residenz Würzburg eine gemeinsame Ausstellung. Diese umfassende Schau widmet sich vor allem dem besonderen Verhältnis von Lenz zu Orten und seinen zahlreichen Reisen, die sein künstlerisches Schaffen nachhaltig beeinflussten.
Wolfgang Lenz ist vor allem durch seine Werke im Würzburger Ratssaal (1984 – 1987), in der Laube des Ratskellers (ab 1971) sowie durch seine maßgebliche Beteiligung an der Rekonstruktion des Spiegelkabinetts in der Würzburger Residenz (1978 – 1986) bekannt. Doch auch seine Gemälde, in denen er die Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 malerisch verarbeitete, zeugen von seinem tiefen Bezug zur Stadt. Bereits 1975 wurde ihm für sein herausragendes Schaffen das Bundesverdienstkreuz verliehen, 1992 folgte eine Ehrung durch einen Gastaufenthalt in der renommierten Deutschen Akademie „Villa Massimo“ in Rom.
Eine Reise durch Kunst und Imagination
Die Ausstellung „Wolfgang Lenz: Phantastische Orte“ wird vom 15. März bis 15. Juni 2025 an drei Standorten in Würzburg präsentiert, die jeweils unterschiedliche Facetten seines Schaffens beleuchten:
Das Museum im Kulturspeicher (MiK) zeigt Arbeiten, die mit seinen Reisen nach Spanien, Frankreich, Japan, der Türkei und innerhalb Deutschlands verbunden sind. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf seinen künstlerischen Visionen des Rokokogartens in Veitshöchheim sowie auf seiner intensiven Auseinandersetzung mit seiner Heimatstadt Würzburg und dem Trauma ihrer Zerstörung.
Im Martin von Wagner Museum stehen die Werke im Fokus, die während seiner Reisen nach Rom, Neapel, Florenz und insbesondere Venedig entstanden. Lenz verarbeitete seine italienischen Eindrücke in traumwandlerischen Bildsequenzen, die die Betrachtenden in eine Welt zwischen Realität und Fantasie entführen.
In der Residenz Würzburg wird das rekonstruierte Spiegelkabinett sowie eine Auswahl bisher nie gezeigter Entwürfe und Probestücke präsentiert. Diese Einblicke verdeutlichen Lenz‘ feinsinnige Balance zwischen historischer Treue und künstlerischer Eigenständigkeit.
Zwischen Wirklichkeit und Traumwelt
Charakteristisch für das Werk von Wolfgang Lenz ist seine besondere Wahrnehmung von Orten: Orte, die ihn faszinierten, Orte, die ihn immer wieder in ihren Bann zogen, und Orte, die seine Fantasie anregten. Auf seinen zahlreichen Reisen entstanden Zeichnungen und Aquarelle, die oftmals als Grundlage für seine Gemäldekompositionen dienten. In seinen Arbeiten hebt er die Grenzen zwischen Realität, Traum und Phantasie auf – scheinbar vertraute Orte erscheinen in einem neuen, rätselhaften Licht.
Lenz griff auf die altmeisterliche Qualität der Malerei zurück, kombinierte diese jedoch mit einer Bildsprache, die an die italienische Pittura Metafisica, den französischen Surrealismus und die Neue Leipziger Schule erinnert. Sein künstlerisches Schaffen durchkreuzt die alltägliche Wahrnehmung und öffnet den Blick für das Ungewöhnliche im Vertrauten.
Die Ausstellung entstand in enger Abstimmung mit den Erben von Wolfgang Lenz und wird von einer gedruckten Broschüre begleitet, die über 180 Werke des Künstlers umfasst. Diese Auswahl dokumentiert eindrucksvoll, wie Lenz seine Reiseerlebnisse in Kunst verwandelte und wie er stets das Fremdartige im Bekannten suchte.
Fotos: Museum im Kulturspeicher, studio+fronczek, Antiquariat Tobias Müller